Schleifen ziehen

Wer unter 40 Jahren kennt heute noch den Begriff „Schleifen Ziehen“
Ich behaupte weniger als 10 % der Bretzenheimer Einwohner.
Schleifen ziehen wie geht das? Es handelt sich nicht um das, was die meisten Menschen unter Schleifen verstehen, also Halsschleife, Schuhschleife usw.
Nein eine Schleife ist eine von Kindern im Winter gerne gemachte Eisrutschbahn.
Wie macht man eine Schleife? Man braucht gefrorenen Boden, Schnee und einige Kinder. Zuerst wird der Schnee festgetrampelt. Danach nehmen Kinder Anlauf und versuchen auf dem Schnee zu gleiten. Nach und nach wird der Schnee durch die Wärme flüssig und es entsteht ein Stück vereiste Bahn ca 20 -30 cm breit und erstmal so 40-50 cm lang. Geübte Schleifenzieher verlängern nun die Bahn. Bei leichten Gefälle kann das schon mal bis zu 2 Meter lang sein. Eine wichtige Voraussetzung ist allerdings das Schuhwerk. Wer Winterschuhe mit grobstolliger Sohle hat darf beim Bauen nicht helfen. 
Die Stollen machen die Bahn kaputt. Idealerweise trägt der Schleifenzieher geschlossene Sommerschuhe mit glatter Sohle. Die ist ideal um genügend wärme zu erzeugen, damit der Schnee vereist.
An einem trüben Wintertag war es so weit. Aus irgendwelchen Gründen musste ich (12 Jahre alt) ins Ort für Oma was besorgen. Es war kalt und es lag Schnee überall.
Da ich von meinem Wohnort ins Ort bergab gehen musste spekulierte ich darauf einen Teil der Kirchenpforte hinunter rutschen zu können. Heimlich zog ich die Sommerschuhe mit den glatten Sohlen an und schlich mich aus dem Haus. Leider hatten einige Anwohner den größten Teil des Bürgersteiges geräumt und der Traum vom nach unten rutschen zerplatzte. Bis neben dem Rathaus zwei mir bekannte Jungs traf, die auf dem Verbindungsstück zwischen Kirchenpforte und der Wied begonnen hatten eine Schleife zu ziehen.  Einer der Jungen war ein in Bretzenheim bekannter Turner der im Sommer schon mal die Halbe länge der Wied im Flickflack rückwärts zurücklegte. Den anderen kannte ich irgendwie flüchtig. Da stand ich nun und beobachtete die Jungs wie die Rutschbahn von Minute zu Minute länger wurde. Endlich bat mich Einer, doch mit meinem gut geeignetem Schuhwerk zu helfen. Ihr Ziel sei es die längste Schleife von Bretzenheim zu ziehen. Länger wie die Schleifen im Pausenhof der Heinrich Mumbächer Schule. Da ich in Zahlbach zur Schule ging war mir die Länger dieser Bahn unbekannt.
Dennoch half ich mit Eifer die Länge der Schleife auszuweiten. Die Bahn begann in Höhe der Rathaustür und reichte schon fast bis zum Ende des Rathauses. Wir hätten es bestimmt noch bis zur Wied geschafft wenn nicht ….
Ja wenn nicht ein Anwohner, von Beruf Landwirt, uns beschimpft und davon gejagt hätte. Die Bahn wurde von ihm massiv beschädigt indem er mindesten 5 Schaufeln von Streusalz auf die Bahn warf. Blöder Spielverderber.

 

Verfasser: Uwe Trier
 

ein Bericht von Uwe Trier

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