Alter Jüdischer Friedhof Bretzenheim: Text der Stele, eingeweiht am 11.04.2024, auf dem Gelände des Jüdischen Friedhofs. Die Stele wurde von Brigitte Reetz und Lothar Steinborn-Reetz gestiftet mit Unterstützung von Helga Wittkopf.
Alter Jüdischer Friedhof Bretzenheim
Belegt 1883 - 1912
Geschichte der Jüdinnen und Juden
In Bretzenheim, bis zum Jahr 1930 ein selbstständiges Dorf bei Mainz, bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Erstmals werden 1517 und 1580 Jüdinnen und Juden genannt. Eine erste Blütezeit erlebte die Gemeinde Mitte des 18. Jahrhunderts. 1861 gab es in Bretzenheim 85 jüdische Einwohner in 16 Familien, was einem Anteil von 4,6 Prozent an der 1.820 Menschen zählenden Gesamteinwohnerschaft entsprach. Verstorbene jüdische Bürgerinnen und Bürger wurden bis Ende des 19. Jahrhunderts in Mainz beerdigt. Dort gab es seit Anfang des 11. Jahrhunderts den mittelalterlichen jüdischen Friedhof am Judensand, an der Mombacher Straße gelegen. Dieser gehört seit dem Jahr 2021 zum UNESCO-Welterbe der SchUM-Stätten in Mainz, Speyer und Worms, dem ersten jüdischen Welterbe in Deutschland.
In Bretzenheim wurde erst 1883 ein jüdischer Friedhof in der Dantestraße auf einem langgezogenen schmalen Geländestreifen hin zur Ulrichstraße angelegt, auf dem bis 1919 Beisetzungen stattfanden. Von 1912 bis 1938 wurden die verstorbenen Bretzenheimer Jüdinnen und Juden zumeist auf dem jüdischen Friedhof innerhalb des kommunalen Friedhofs am Ostergraben bestattet. Seit dem Zweiten Weltkrieg finden die Beerdigungen überwiegend auf dem seit 1881 bestehenden Neuen Jüdischen Friedhof an der Unteren Zahlbacher Straße und am Xaveriusweg statt.
In Bretzenheim wurde durch den nationalsozialistischen Terror die im Jahr 1788 erstmals erbaute Synagoge in der Wilhelmstraße/Ecke Oberpforte in der Pogromnacht am 9. November 1938 entweiht, demoliert sowie 1939 arisiert und als Wohnhaus vermietet. Im Krieg schwer beschädigt, wurde der Bau 1946 abgerissen. Eine Gedenkstele vor Ort erinnert heute an die Synagoge. Nach 1933 konnten etliche jüdische Ein- wohner aus Bretzenheim emigrieren. 1942 wurden aus Bretzenheim die noch verbliebenen 24 jüdischen Bürgerinnen und Bürger in nationalsozialistische Vernichtungslager deportiert und ermordet. An sie erinnern heute zehn Stolpersteine in der Bäckergasse, der Wilhelmstraße und der Zaybachstraße.
Der alte jüdische Friedhof in der Dantestraße und Ulrichstraße besteht aus insgesamt 18 Grabsteinen, die auch dank des Einsatzes einiger antifaschistisch gesinnter Nachbarn die nationalsozialistische Zeit und den Zweiten Weltkrieg überstanden. Der älteste Grabstein stammt von 1888, der jüngste von 1919. Die Grabsteine tragen hebräische und deutsche Inschriften.
Landeshauptstadt Mainz
Die Fotografie zeigt neun der insgesamt 18 auf dem alten jüdischen Friedhof stehenden Grabsteine.
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